Barbara Rütting

* 21.11.1927 in Berlin
† 28.03.2020 in Marktheidenfeld

Angelegt am 03.04.2020
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Über den Trauerfall (9)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Barbara Rütting, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Barbara Rütting

03.04.2020 um 11:16 Uhr von Redaktion

 

Barbara Rütting (* 21. November 1927 als Waltraud Irmgard Goltz in Berlin; † 28. März 2020 in Marktheidenfeld) war eine deutsche Schauspielerin, Autorin und Politikerin. Zweimal wurde sie für Bündnis 90/Die Grünen in den Bayerischen Landtag gewählt. 2009 gab Rütting ihr Landtagsmandat vorzeitig zurück und trat im selben Jahr aus der Partei aus. Bei der Bundestagswahl 2017 ging sie als älteste Kandidatin für die V-Partei³ ins Rennen.

Leben und künstlerisches Wirken

03.04.2020 um 11:15 Uhr von Redaktion

 

Rütting war das älteste von fünf Kindern des Lehrerehepaars Richard und Johanna Goltz aus Wietstock an der Nuthe im Landkreis Teltow. Sie besuchte ein Lyzeum in Berlin und Luckenwalde. Bei Ende des Zweiten Weltkriegs und kurz vor dem Abitur floh sie mit Hans Rütting, einem Freund der Familie, nach Dänemark und heiratete ihn 1946. Sie arbeitete als Dienstmädchen, in einer Bibliothek und als Fremdsprachenkorrespondentin in Kopenhagen.

 

Nach der Scheidung 1951 kehrte Rütting nach Berlin zurück und begann mit der Schauspielerei. Im Jahr 1952 debütierte sie in Theater und Film und erhielt für ihre ersten beiden größeren Filmrollen den Bundesfilmpreis als beste Nachwuchsschauspielerin. Bis 1983 spielte sie Hauptrollen in insgesamt 45 Filmen, darunter im Antikriegsdrama Die letzte Brücke sowie in Canaris, Die Geierwally und Stadt ohne Mitleid. In der Fernsehserie Die Kramer (1969) verkörperte Barbara Rütting die Titelrolle einer Gymnasiallehrerin. Im Jahr 1975 übernahm sie neben Gert Fröbe in Mein Onkel Theodor oder Wie man im Schlaf viel Geld verdient ihre letzte Kinorolle.

 

1970 erschien Rüttings erster Roman Diese maßlose Zärtlichkeit. Es folgten zahlreiche Ratgeber, Koch- und Kinderbücher sowie Autobiografien.

 

Von 1955 bis 1964 führte sie eine Ehe mit Heinrich Graf von Einsiedel, von 1969 bis 1988 eine Beziehung mit dem Schauspieler, Regisseur und Theaterintendanten Lutz Hochstraate (* 1942); bis 1980 wohnten sie auf einem Bauernhof in Sommerholz (Salzburg / Österreich).

 

Zuletzt lebte sie in Michelrieth an der Ostseite des Spessarts. Barbara Rütting starb am 28. März 2020 im Alter von 92 Jahren in einer Klinik im Spessart.

Politisches Engagement

03.04.2020 um 11:14 Uhr von Redaktion

 

In den 1980er Jahren beendete Barbara Rütting ihre Schauspielkarriere und konzentrierte sich auf ihr politisches Engagement für Umweltschutz, Menschenrechte und Tierrechte. Im November 1982 kettete sie sich mit 30 Tierschützern aus Protest gegen Tierversuche vor den Berliner Werkstoren des Pharmakonzerns Schering an. 1984 verfasste sie das Vorwort für eine Sonderausgabe des Buches Nackte Herrscherin, in dem der Schweizer Schriftsteller Hans Ruesch sich mit Tierversuchen auseinandersetzte. Im selben Jahr wurde sie bei den Mutlanger Friedenstagen bei Demonstrationen gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in polizeilichen Gewahrsam genommen. Am Schwarzen Meer in Bulgarien und in einer russischen Klinik für strahlengeschädigte Kinder der atomaren Katastrophe von Tschernobyl führte sie Vollwertkochkurse durch und organisierte Hilfsprojekte. Barbara Rüttings Erfahrung mit Vollwerternährung ist auch die Basis eines nach ihr benannten, mit Kümmel, Fenchel und Koriander gewürztem Bio-Vollkornbrots, für das sie mit ihrem Konterfei warb.

 

1982 erfolgte ihr Eintritt bei den Grünen; sie war befreundet mit Petra Kelly, Gert Bastian und Robert Jungk. 1996 schrieb sie einen Offenen Brief an Jutta Ditfurth, in dem sie deren Kritik an Max Otto Bruker als verleumderisch ablehnte. Wegen der Zustimmung der Grünen unter Joschka Fischer zum Einsatz im Kosovokrieg trat sie aus der Partei aus, doch Renate Künasts Einsatz für Tierschutz veranlasste sie, wieder einzutreten.

 

2003 wurde sie von den Grünen im Chiemgau, wo sie damals lebte, gebeten, für den Bayerischen Landtag zu kandidieren. Über die oberbayerische Bezirksliste zog sie im Alter von 75 Jahren als Abgeordnete in den Landtag ein und wurde Alterspräsidentin. Obwohl 2008 für eine weitere Legislaturperiode wiedergewählt, erschien ihr die parlamentarische Arbeit zunehmend sinnlos. Hinzu kam die Zustimmung der Grünen zum Afghanistaneinsatz, der für sie als Pazifistin untragbar war. 2009 kam es bei ihr zu einem Burn-out, und sie gab ihr Landtagsmandat am 2. April zurück. Renate Künasts Bemerkung „Wenn’s nachher gut schmeckt“ in einem Film, in dem die Politikerin gemeinsam mit einem Kind einen Fisch tötete, bewog Rütting im September 2009 dazu, erneut ihren Parteiaustritt zu erklären. Über ihre Zeit als Landtagsabgeordnete der Grünen sagte sie später: „Die wollten mich zwar als Zugpferd haben, aber dann sollte die alte Schachtel die Klappe halten.“Die Kleinpartei Tierschutzpartei unterstützte Rütting von 2009 bis 2014; 2010 bekam sie von dieser die MUT-Medaille verliehen.

 

Ende 2016 trat sie in die neu gegründete V-Partei³ (Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer) ein. Sie kandidierte auf Listenplatz 2 der bayerischen Landesliste für die Bundestagswahl 2017 und holte in ihrem Heimatort das beste Zweitstimmenergebnis der Partei.

Position

03.04.2020 um 11:12 Uhr von Redaktion

 

Rütting war jahrzehntelang bis Januar 2018 Ehrenmitglied des Vegetarierbundes Deutschlands. Sie begründete ihren Austritt damit, dass ihr das Verhalten des Vegetarierbundes Deutschland widersprüchlich erschien. Sie bezeichnete Osho (alias Bhagwan) als „den größten Therapeuten des Jahrhunderts“ und praktizierte verschiedene von ihm entwickelte Meditationstechniken. Ursula Caberta bezeichnete Rütting im Schwarzbuch Esoterik als „Hauptgewinn“ und „politisches Sprachrohr“ der esoterischen Szene. Rütting fiel während ihres Landtagsmandates bei den Grünen durch Kontakte zur Bewegung Universelles Leben auf, von der sie sich aber insoweit distanzierte, dass sie ihr nicht angehöre. Sie selbst gehöre überhaupt keiner Religion an und forderte in den öffentlichen Diskussionen das verfassungsrechtliche Grundrecht ein, niemanden wegen seiner religiösen Anschauung zu diskriminieren.

Bibliografie

03.04.2020 um 11:11 Uhr von Redaktion

 

Diese maßlose Zärtlichkeit. Versuche mit Männern. Roman. Von Schröder, Hamburg 1970; Moewig, Rastatt 1985

Mein Kochbuch. Naturgesunde Köstlichkeiten aus aller Welt. Mosaik, München 1976

Ach du grüner Kater. Lentz, München 1979; emu, Lahnstein 2005, ISBN 978-3-89189-125-4.

Ursula Rüttings Koch- und Spielbuch für Kinder. Lentz, München 1979

Mein neues Kochbuch. Schlemmereien aus der Vollwertküche. Mosaik, München 1984

Auf der Flucht mit Mirto. Eine wahre Geschichte. Lentz, München 1987; emu, Lahnstein 2005, ISBN 978-3-89189-126-1.

Mein Gesundheitsbuch. Mosaik, München 1988

Lieblingsmenüs aus meiner Vollwertküche. Mosaik, München 1991

Träumen allein genügt nicht. Ein Stück Leben. Goldmann, München 1993

Grüne Rezepte für den blauen Planeten. Goldmann, München 1997

Bleiben wir schön gesund. Herbig, München 2001

Lachen wir uns gesund. Anleitungen zum Glücklichsein (mit 1 Lach-CD). Herbig, München 2001

Essen wir uns gesund. 30 Jahre Erfahrung mit der Vollwerternährung. Herbig, München 2002

… und dennoch. Erfahrungen eines Lebens. Herbig, München 2005, ISBN 978-3-7766-2364-2.

Ich bin alt und das ist gut so. Meine Muntermacher aus acht gelebten Jahrzehnten. Nymphenburger, München 2007, ISBN 978-3-485-01114-3.

Gesunde Ernährung kurz & bündig. Meine besten Tipps. Nymphenburger, München 2008, ISBN 978-3-485-01157-0.

Wo bitte geht’s ins Paradies? Burnout einer Abgeordneten und Neuanfang. Herbig, München 2010, ISBN 978-3-7766-2651-3.

Was mir immer wieder auf die Beine hilft. Nymphenburger, München 2012, ISBN 978-3-485-01373-4.

Vegan & vollwertig. Meine Lieblingsmenüs für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Nymphenburger, München 2013, ISBN 978-3-485-01430-4.

Durchs Leben getobt. Autobiografie. Herbig, München 2015, ISBN 978-3-7766-2764-0.

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